Vor einigen Jahren war alles klar: Der Techniker war nach dem Studium Diplom-Ingenieur (Dipl.-Ing.) und alle anderen Magister. Dass die Fachhochschulen die gleichen Titel mit dem Zusatz (FH) vergeben haben, hat das System nicht wesentlich beeinflusst. Immer häufiger findet man aber heute den Bachelor (z.B. BSc.) oder den Master (z.B. MSc.) auf der Visitenkarte. Grund dafür ist die EU-weite Harmonisierung der Studienabschlüsse. Lesen Sie hier, wie diese Titel einzuordnen sind.
International vergleichbar werden über kurz oder lang nur der Bachelor und der Master sein. Zum Bachelor wird man nach drei Jahren Regelstudienzeit, zum Master nach weiteren ein bis zwei Jahren. Nachdem die Absolventen der Fachhochschulen immer den (leicht abwertenden) Zusatz "FH" führen mussten, haben die Fachhochschulen fast durchgängig schnell auf das neue System umgestellt. Bei Bachelor oder Master gibt es keinen Zusatz "FH" mehr - die verliehenen Titel sind von denen der Universitäten nicht mehr unterscheidbar.
Ein Exot unter den Abschlüssen ist der Bakkalaureus. In der Anfangszeit der Umstellung konnte man sich noch nicht mit dem englischen Bachelor anfreunden und hat einige Jahre den "Bakkalaureus" (Abk. "Bakk.") verliehen.
Die Entscheidungsgrundlagen bleiben im Prinzip auch nach der Titelgleichstellung erhalten. Die Fachhochschulen stehen für kürzere (weil fixe Stunden), praxisnähere Ausbildungen mit Praktika und mit weniger Studierenden pro Professor. Die Universitäten stehen für tiefergehende Inhalte (im Bereich der Theorie), mehr Freiraum und mehr Selbstverantwortung des Studierenden, breiter angelegte Ausbildungen und für das Gefühl, an einer "richtigen" Uni abgeschlossen zu haben. Tendenziell sind die Gehälter der Uni-Absolventen sowohl beim Berufseinstieg als auch nach ein paar Jahren Berufserfahrung noch immer etwas höher als die der FH-Absolventen. Allerdings finden die FH-Absolventen (auch begünstigt durch die Praktika) nach dem Abschluss oft schneller einen Job. Der (erste) universitäre Abschluss als Bachelor wird sowohl in der Wirtschaft als auch - interessanterweise - auch in der öffentlichen Verwaltung derzeit kaum als vollwertiger akademischer Abschluss betrachtet.
Bachelor-Abschlüsse:
BA: Bachelor of Arts (in verschiedenen
Untergruppen)
LLB: Bachelor of Laws
BSc: Bachelor of Science (in verschiedenen
Untergruppen)
Masterabschlüsse:
Dipl.-Ing. oder DI: wie immer gehabt
MA: Master of Arts
LLM: Master of Laws
MSc: Master of Science
Nachdem seit 2010 keine Studien
mehr begonnen haben, die mit dem Magister abschließen,
wird dieser Titel zweifelsfrei aussterben. Es
wird dann auch nicht mehr lange dauern, bis die
Personalverantwortlichen selbst auch Bachelor
oder Master sind und deshalb den Magister weniger
gut einordnen können als den Bachelor (so wie es
z.B. früher dem Diplomkaufmann gegangen ist,
niemand weiß mehr was dieser Abschluss
bedeutet).
Obwohl der Diplom-Ingenieur international gesehen auch nicht sehr
verbreitet ist (bekannt nur in Österreich, Deutschland und einigen
wenigen osteuropäischen Ländern), wird dieser Abschluss noch länger
möglich sein. Angeblich wird dieser Abschluss (sogar international)
manchmal sogar höher eingestuft als ein Master, in Österreich ist der
Dipl.-Ing. ohnehin von den Personalisten höher angesehen als der
Magister. Die Studienrichtungsverantwortlichen müssen sich aber
festlegen, ob das Studium mit Master oder DI abgeschlossen wird. Beide
Titel gemeinsam können nicht verliehen werden.
Grundsätzlich sollte über die ECTS-Punkte
Studienabschlüsse und Titel international vergleichbar sein. Auch dabei
empfiehlt es sich aber, genauer hinzuschauen. Über Anrechnungsmodelle
(z.B. von beruflichen Erfahrungen) können sogar Master-Abschlüsse mit
recht kurzer Studienzeit (z.B. 4 Semester) erworben werden.